Grundlagen der NNT-Bewertung

Die Number Needed to Treat (NNT) ist ein wichtiger Parameter in der Medizin. Sie lässt sich einfach erklären, indem man sie als die Anzahl von Personen beschreibt, die behandelt werden müssen, damit eine Person von einem unerwünschten Ereignis verschont bleibt.

Einfaches Beispiel:
Angenommen, ein Medikament soll verhindern, dass Menschen einen Herzinfarkt erleiden:

Wenn die NNT = 10 ist, bedeutet das: Von 10 behandelten Personen profitiert eine Person, indem sie keinen Herzinfarkt erleidet.

Die anderen 9 Personen erhalten die Behandlung zwar, hätten aber entweder sowieso keinen Herzinfarkt bekommen oder profitieren nicht direkt von der Behandlung.

Veranschaulichung

Man könnte die NNT so erklären:
„Wenn wir 100 Menschen behandeln und die NNT bei 10 liegt, profitieren 10 Menschen davon. Für die anderen 90 hat die Behandlung keinen direkten Vorteil.“

Vorteil der NNT

Die NNT hilft, den praktischen Nutzen einer Behandlung greifbar zu machen und abzuschätzen, ob der Aufwand und die Kosten der Therapie gerechtfertigt sind.

  • Eine niedrige NNT (z. B. 2–5) wird als sehr gut angesehen, da sie bedeutet, dass nur wenige Personen behandelt werden müssen, um einem einzelnen Patienten zu helfen.
  • Eine hohe NNT (z. B. über 50) kann akzeptabel sein, wenn:
    • Die Erkrankung schwerwiegend oder lebensbedrohlich ist (z. B. Herzinfarkt, Krebs).
    • Die Behandlung kostengünstig und mit wenigen Nebenwirkungen verbunden ist.

Richtwerte für NNT

  • NNT < 10:
    Wird oft als ideal angesehen, insbesondere bei schwerwiegenden Erkrankungen. Beispiele:
    • Akuter Herzinfarkt: NNT = 30–50 für Statine bei gesunden Menschen, aber NNT = 2–5 für Patienten mit hohem Risiko.
    • Schlaganfallprävention durch Antikoagulantien (Blutgerinnungsmedikamente): NNT = 10–15.
  • NNT 10–50:
    Akzeptabel bei weniger dringlichen oder langfristigen Behandlungen. Beispiele:
    • Grippeimpfung bei älteren Menschen: NNT = 30–40.
    • Blutdrucksenkung bei hypertensiven Patienten: NNT = 40–50 zur Verhinderung eines Schlaganfalls.
  • NNT > 50:
    Kann dennoch sinnvoll sein, wenn die Intervention kostengünstig ist, wenig Nebenwirkungen hat und die Erkrankung schwerwiegend ist.

Abhängigkeit vom Kontext

  • Hochrisikopatienten: Eine niedrige NNT ist wünschenswerter, da die Behandlung unmittelbar wichtig ist.
  • Niedriges Risiko oder Prävention: Eine höhere NNT ist akzeptabel, wenn die Behandlung geringe Nebenwirkungen hat.

Zusammengefasst

Eine gute NNT hängt stark vom Kontext ab:

  • Für lebensbedrohliche Situationen sollte die NNT möglichst niedrig sein (z. B. unter 10).
  • Für präventive Maßnahmen oder weniger akute Erkrankungen ist eine NNT von 20–50 oder sogar höher akzeptabel, wenn die Behandlung sicher ist.

Ein „gut“ ist also relativ und muss immer im Verhältnis zu Kosten, Risiken und dem Nutzen der Behandlung betrachtet werden.